Von Dr. Andreas Jaensch (CESGA®), Director & Partner NewMark Communications
ESG-Investments im Wandel: Kommunikation bleibt unverzichtbar
Die Diskussion um nachhaltiges Investieren (ESG-Investments) hat in den letzten Monaten neue Wendungen genommen. Besonders der Rückzug führender US-Asset-Manager aus der Net Zero Asset Managers Initiative sorgte für Aufsehen. Politischer Druck spielte dabei eine zentrale Rolle, weshalb dieser Schritt eher als opportunistisch denn als grundlegender Richtungswechsel zu werten ist. Doch bedeutet dies wirklich das Ende des ESG-Trends im Asset Management?
ESG unter politischem Druck – ein kurzfristiger Rückschritt?
Die politische Debatte um ESG-Kriterien hat in den USA stark an Dynamik gewonnen, insbesondere durch den Widerstand konservativer Kreise. Dieser Konflikt dürfte anhalten, doch der Sinneswandel von Akteuren wie BlackRock-Gründer Larry Fink zeigt: Es handelt sich dabei vor allem um einen opportunistischen Akt und weniger um eine echte Einsicht aus Überzeugung. Langfristig bleibt Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil des Asset Managements – nicht zuletzt, weil der Markt und regulatorische Kräfte in anderen Regionen die Entwicklung weiter vorantreiben.
Regulatorische Klarheit in Europa – Stabilität für Asset Manager
Anders als in den USA, wo der ESG-Trend bislang neben uneinheitlichen und meist nicht verpflichteten Regulierungsvorschriften weitgehend durch freiwillige Initiativen und Marktkräfte vorangetrieben wird, hat sich in Europa ein gefestigter regulatorischer Rahmen etabliert. Die EU-Taxonomie, die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und detaillierte Anforderungen zur ESG-Berichterstattung haben die Weichen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft längst gestellt. Diese regulatorischen Vorgaben bieten Investoren nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch klare Handlungsanweisungen und Anreize, Nachhaltigkeit konsequent in ihre Anlagestrategien zu integrieren.
Nachhaltigkeit im Fokus der Stakeholder
Nachhaltigkeit hat sich inzwischen im Asset Management von einem Trend zu einer zentralen Grundlage des Portfoliomanagements entwickelt. Dies bestätigen nicht zuletzt unsere Kunden sehr deutlich. Besonders institutionelle Investoren in Deutschland setzen voraus, dass Asset Manager den regulatorischen Rahmen konsequent umsetzen und ESG-Kriterien als festen Bestandteil des Risikomanagements integrieren. Die Stakeholder erwarten nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch eine transparente und nachvollziehbare ESG-Strategie. Nachhaltigkeit ist längst kein optionales Verkaufsargument mehr, sondern eine Grundvoraussetzung, um im institutionellen Asset Management wettbewerbsfähig zu bleiben.
Im Privatkundengeschäft bleibt die Bedeutung von ESG-Themen volatil. In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit rücken Renditeaspekte wieder stärker in den Vordergrund, doch langfristig bleibt eine glaubwürdig kommunizierte ESG-Strategie auch im Privatkunden-Segment ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. Allerdings müssen die oft noch bestehenden Zweifel hinsichtlich der Performance von nachhaltigen Investments ausgeräumt werden. Entscheidend ist, ESG nicht als isoliertes Verkaufsargument, sondern als Teil einer übergeordneten Investmentstrategie zu positionieren.
Der BVI Fokus Nachhaltigkeit zeigt: Vermögen Nachhaltiger Fondslösungen in Deutschland steigt stetig.
Quelle: BVI „Fokus Nachhaltigkeit“ Q4 2024
Ein weiterhin wachsender Markt – mit klaren Anforderungen an Kommunikation und Transparenz
Für die Kommunikation von nachhaltigen Investments bedeutet dies, sowohl institutionelle als auch private Anleger durch transparente, fundierte und nachvollziehbare Informationen zu erreichen. Dabei gilt es, nachhaltige Investitionen als attraktive, verantwortungsvolle und zugleich renditeträchtige Alternative zu präsentieren. Transparente und nachvollziehbare Informationen über die tatsächliche Wirkung von ESG-Investments auf die langfristige Portfolioentwicklung sind dabei entscheidend.
Der Fokus sollte sich dabei von als rein nachhaltig klassifizierten Investments hin zu einer grundsätzlichen Finanzierung der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft verschieben. Investments in noch nicht umfassend nachhaltige Unternehmen, die sich glaubwürdig auf diesen Weg begeben haben, bieten oft größeres Rendite- und Impact-Potenzial als jene in bereits „grüne“ Unternehmen. Damit wird die ESG-Kommunikation auch für nicht rein nachhaltige Produkte essentiell und trägt der sich wandelnden Bedeutung der Nachhaltigkeit im Asset Management Rechnung. Die Kernbotschaft: ESG ist keine Einschränkung, sondern ein Faktor für stabile Renditen und bestmögliches Risikomanagement.
Trotz politischer Gegenströmungen in den USA bleibt ESG ein zentraler Faktor im Asset Management. In Europa sorgt eine umfassende Regulierung für Stabilität, und vor allem institutionelle Investoren fordern eine konsequente Integration nachhaltiger Kriterien in jede Investmentstrategie.
Für Asset Manager ist es essenziell, ihre ESG-Positionierung klar und authentisch zu kommunizieren. Transparente Berichterstattung, glaubwürdiges Engagement und nachvollziehbare Wirkungsmessung sind Schlüsselfaktoren. Nur wer ESG glaubwürdig integriert und klar kommuniziert, bleibt wettbewerbsfähig und schafft langfristige Mehrwerte – für Investoren und das eigene Unternehmen.