Aller Anfang ist schwer, vor allem, wenn es um die Verwirklichung von Träumen geht. Die Frankfurter Akademie für Finanzjournalismus unterstützt daher junge Journalistinnen, die sich für Finanzen und den Kapitalmarkt interessieren. Einmal im Jahr bietet sie ein zweitägiges, kostenloses Seminar an, in dem die Journalistinnen einen grundlegenden Einblick in Finanzthemen erhalten. Mit der Seminarreihe hat sich die Akademie das Ziel gesetzt, die Diversität in der Wirtschafts- und Finanzberichterstattung zu fördern. In diesem Jahr durfte ich selbst an dem Seminar teilnehmen, das am 3. und 4. Juni stattfand.
„Die Finanzakademie hat mir in zwei Tagen die Türe in eine neue Welt geöffnet. Sowohl mit einem fachlichen Rundumschlag als auch mit einem inspirierenden Netzwerk an Kontakten.“
Teilnehmerin Anouk K.
Tag 1 an der Frankfurt School of Finance & Management
Das Seminar „Junge Journalistinnen und Finanzen“ wird durch NewMark Communications in Zusammenarbeit mit der Frankfurt School of Finance & Management organisiert, Projektleiterin ist Kerstin Leitel (Director bei NewMark Communications), um die Organisation kümmerte sich Angelina Stückler (Junior Consultant bei NewMark Communications). Ermöglicht wird die Veranstaltung aber vor allem auch durch das Engagement der Sponsoren: comdirect, Deutsche Börse Group, Frankfurt Main Finance, JLL, KfW Capital, ODDO BHF, Ultramarin und Union Investment. Sie beteiligen sich an den Kosten und steuern ihre Expertise in wichtigen Fachgebieten bei, indem sie Vorträge zu aktuellen und relevanten Themen halten. An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen von NewMark ganz herzlich bei allen Unterstützer:innen bedanken, zu denen auch die Bundesbank und mehrere Journalistinnen gehören, die ihre Expertise teilen und Einblick in ihre Arbeit geben.
Auch wenn ich derzeitig bei NewMark volontiere, war ich selbst nicht in die Planung des Seminars involviert und somit sehr gespannt auf das, was mich erwartete. Die Anreise zur Frankfurt School – ein sehr imposantes Gebäude in direkter Nähe zur Deutschen Nationalbibliothek – verlief für mich ohne weitere Probleme. Andere Teilnehmerinnen, die zum Beispiel aus Hamburg oder München anreisten, hatten aufgrund eines Unwetters leider etwas weniger Glück. Rund zwanzig Teilnehmerinnen, von Volontärinnen über freie Journalistinnen bis hin zu (Werk-)Studentinnen, fanden sich in einem der Seminarräume der Frankfurt School ein.
Um 09:30 Uhr startete das Seminar mit einem Vortrag von Prof. Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School, zur Aktienrente. Es folgten weitere aufschlussreiche Vorträge, unter anderem zur Innovationskraft durch Startups (gehalten von Sonja Höpfner, Pressesprecherin bei KfW Capital), zur Einführung ins Brokerage (Björn Andersen, Head of Brokerage comdirect), nachhaltige Investments (Janina Bartkewitz, ESG-Analystin bei Union Investment) sowie zur Rolle von Notenbanken im aktuellen Finanzsystem (Dorit Feldbrügge, Leiterin der Presse- und Medienkommunikation der Deutschen Bundesbank), zur IT-Aufsicht im Finanzsektor (Dr. Sibel Kocatepe, Fachreferentin für IT-Aufsicht bei der BaFin) und zum Finanzplatz Frankfurt (Le Yu, Head of International Relations, Frankfurt Main Finance).
Den Abend ließen wir gemeinsam auf der Sonnenterrasse der Frankfurt School bei leckerem Essen und Getränken ausklingen. Wir unterhielten uns über das am Tag Gehörte und tauschten uns über unsere bisherigen Arbeitserfahrungen und Zukunftswünsche aus. Aus diesem Tag voller spannender Vorträge und regem Austausch habe ich einige Erkenntnisse mitgenommen:
- Die Aktienrente ist durchaus sinnvoll. Jedoch ist der Betrag, der hierbei investiert werden soll, viel zu gering und nach Abzug der aufgenommenen Kreditzinsen ergibt sich kein großer Rentenzuwachs. Man müsste etwa das Hundertfache investieren. Ein Tropfen auf dem heißen Stein also.
- Startups haben enorme Innovationskraft und sind essenziell für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Es gibt zahlreiche Gründungshilfen, jedoch scheitert es danach oft an weiteren finanziellen Mitteln für das Start-up, um zu wachsen.
- Selbst zu investieren ist gar nicht mal so schwer – man braucht nur ein Depot und Finanzwissen.
- ESG spielt in der Finanzwelt eine große Rolle. Es gibt bereits Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, doch in vielen Bereichen gibt es weiterführende Kriterien. Bei den Endkunden kommt ESG gut an, jedoch überwiegt aktuell oft noch der Wunsch nach höherer Rendite.
- Banken sowie andere Finanzinstitute unterliegen der Aufsicht durch die BaFin und deren Verantwortung reicht tiefer in den Bankenalltag hinein als man vielleicht von außen erwartet.
- Der digitale Euro ist auf dem Weg – auch wenn man noch nicht genau weiß, wie er letztendlich aussehen wird.
- Frankfurt ist einer der Top-Finanzplätze weltweit.
„An der Finanzakademie haben mir besonders die abwechslungsreichen Themen gefallen, in die wir gemeinsam mit Expert:innen eingestiegen sind. Ein Highlight war für mich auch der Besuch der Deutschen Börse. Am besten fand ich, zwei Tage mit gleichgesinnten Journalistinnen und an dem Beruf interessierten Mädels zu verbringen: Dadurch haben sich großartige Gespräche, neue Kontakte und eine super Gruppendynamik entwickelt.“
Teilnehmerin Benita R.
Tag 2 an der Frankfurter Börse und bei JLL
Der zweite Tag startete mit einem Besuch der Frankfurter Börse in der Innenstadt. Auf dem Platz vor der Börse befinden sich zwei Statuen: ein Bulle und ein Bär. Wie uns Kerstin Leitel erklärte, repräsentieren diese steigende bzw. fallende Kurse an der Börse, in Anlehnung an das Kampfverhalten der Tiere. Nach dieser kurzen Einleitung passierten wir die Sicherheitskontrolle und genossen anschließend eine Führung durch das Besucherzentrum der Frankfurter Börse. Diese besteht bereits seit 400 Jahren und ist die wichtigste deutsche Börse (es gibt weitere Börsen, z. B. in Berlin oder München). In Anschluss an die Führung hörten wir einen Vortrag zur Frankfurter Börse von Edda Vogt (Executive Channel Managerin, Website Managerin und Financial Editor an der Deutschen Börse). Antje Erhard, Journalistin in der ARD-Finanzredaktion, berichtete über ihren Alltag als Finanzjournalistin und die crossmediale Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Da uns nach dieser Informationsflut die Mägen knurrten, machten wir uns nach dem letzten Vortrag auf zum Büro von Immobilienberater und Sponsor JLL, wo wir herzlich und mit einem tollen Fingerfood-Buffet empfangen wurden. Unser Mittagessen genossen wir auf der sonnigen Terrasse des JLL-Gebäudes. Den zweiten Teil des Seminartages eröffnete Suat Kurt, Niederlassungsleiter der Deutschlandzentrale von JLL Frankfurt, mit einem Vortrag über die Grundlagen der Immobilienmärkte. Anschließend stellte Executive Director Julien Florian Jensen den Asset-Manager Ultramarin und das Thema KI sowie dessen Einsatz im Asset Management vor. Patrick Mertens, Portfolio Manager bei der ODDO BHF, gab anschließend einen aufschlussreichen Ausblick auf den Kapitalmarkt. Den Abschluss bildete eine Einführung in die journalistische Praxis durch Meike Schreiber (Süddeutsche Zeitung) und Katharina Slodczyk (Manager Magazin). Die beiden erfahrenen Journalistinnen gaben uns wertvolle Tipps für unseren Berufsweg und standen ausführlich für Fragen zur Verfügung. Wir unterhielten uns lange über Themen wie die Erschließung von Quellen, Frauen im Journalismus oder auch wie die Glaubwürdigkeit von Quellen und die Richtigkeit von Informationen sichergestellt werden kann.
Und so ging auch der zweite Seminartag wie im Flug vorüber! Meine Key-Learnings:
- Um eine gute Finanzjournalistin zu werden, bedarf es starker Eigeninitiative sowie einem umfangreichen Wissen über den Kapitalmarkt.
- Der Immobilienmarkt ist sehr vielseitig, aktuell steht neben dem Wohnungsmarkt häufig der Büroimmobilienmarkt im Fokus. Gemäß den aktuellen Trends verlieren Büroimmobilien außerhalb der Top A-Lage an Relevanz und die Mieten für Wohnraum werden sehr stark steigen, (unter anderem) aufgrund eines Nachfrageüberhangs.
- KI ist ein großartiges Tool zur Auswertung von riesigen Datenmengen und kann deswegen dazu genutzt werden, bedarfsgerechte Anlageprodukte für Kunden gemäß bestimmter Kriterien auszuwählen. Ganz ohne menschliche Arbeit geht es aber nicht: Man muss die KI mit selektierten, prognoserelevanten Daten füttern und anschließend ihre Vorschläge auswerten.
- Die USA hat eine äußerst dominante Stellung auf dem Kapitalmarkt – vor allem „die großen Neun“ Tech-Unternehmen, die sogar breit aufgestellte Index-ETFs stark beeinflussen dürften.
- Gute Vorbereitung auf Gespräche sowie die Pflege von Kontakten sind im Journalismus das A und O. Das eine sorgt dafür, dass man Quellen zu bestimmten Themen ansprechen kann, das andere dafür, dass man ein produktives Gespräch mit ihnen führen und ihre Aussagen in den richtigen Kontext einordnen kann.
Es waren zwei spannende, gesellige und informative Tage. Auch das Feedback der anderen Teilnehmerinnen, mit denen ich mich unterhielt, war durchweg positiv. Viele sagten, dass sie das Seminar weiterempfehlen wollen – das hoffentlich im nächsten Jahr erneut mit Unterstützung der Sponsoren stattfinden wird.
Alles in allem war das Seminar ein voller Erfolg und ein wertvoller Beitrag zur beruflichen Weiterentwicklung der teilnehmenden Journalistinnen – und das ist genau das, was das Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist, wie Projektleiterin Kerstin Leitel sagte: „Viele junge Menschen machen einen großen Bogen um die Finanzwelt, dabei ist es heutzutage wichtiger denn je, sich mit Themen wie Altersvorsorge, Aktien oder auch Wirtschaft im Allgemeinen zu beschäftigen. Deswegen freuen wir uns sehr, dass wir jungen Journalistinnen einen Einstieg in diese Themen geben und dass die Teilnehmerinnen so viel mitnehmen können! Einen herzlichen Dank an all diejenigen, die uns dabei unterstützen.“