Das 2024 neu eingeführte Logo NewMark Communications stammt aus der Feder des Karikaturisten, Zeichners und Autors Peter von Tresckow, den eine lange Zusammenarbeit mit NewMark und eine lange Freundschaft mit dem NewMark-Gründer Hubertus Väth verbindet.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von NewMark zeigten wir die Werke Peter T. von Tresckows in einer virtuellen Kunstausstellung. Mittelpunkt der Ausstellung waren seine für die Frankfurter Allgemeine Zeitung entworfenen „Nachbörsen“ sowie die Umweltspots, die er bereits in den 1980er und 1990er Jahren für die ARD und den WDR konzipiert hat: „Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur“.
Die virtuelle Ausstellung können Sie hier weiterhin besuchen. Für einen kurzen Überblick können Sie hier alle Zeichnungen und Texte als PDF-Datei ansehen.
Andreas Platthaus, Literaturchef der F.A.Z., Prof. Dr. Sabine Rollberg, ehemalige Arte Deutschland Chefin (2019), und Prof. Dr. Rosenbauer, ehemals Kulturchef des WDR und späterer Intendant des ORB haben Peter von Tresckow anlässlich der Ausstellung noch einmal gewürdigt:
Peter von Tresckow – Umtriebig, unnachgiebig, freigiebig
Die Frankfurt School of Finance & Management hat sich zu Ehren Peter von Tresckows in eine Insel verwandelt. In dieser virtuell auf Ewigkeit gestellten Ausstellung öffnen sich die Fenster all der simulierten Räume voller grafischer Geistesblitze auf sonnendurchstrahlte Meeresflächen. Man meint die Brise zu spüren, die von den Ufern her weht: Das passt zum frischen Wind, den Peters Kunst bedeutet.
Sie lüftete die muffige Bundesrepublik aus, als 1963 ein Buch erschien, das zu einem der Gründungspfeiler der Neuen Frankfurter Schule wurde: „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“, verfasst von Hans Traxler und bebildert mit Fotos von Peter von Tresckow. Das war sein erster großer Auftritt, und darin war bereits seine Lust am Bildspiel zu bewundern, die in den sechs Jahrzehnten seither die betörendsten und verstörendsten Wirkungen hervorrief. Nie tat Peter das Erwartete, immer wählte er das Prinzip der Überraschung. Das machte ihn zu einer Lehrkraft der Neuen Frankfurter Schule, die sich nicht ins verlangte Curriculum schicken wollte. Im Kollegium dieser Schule war seines Bleibens dementsprechend nicht lange, denn mehr als Nonsens galt ihm Konsens. Nicht im Sinne einer Übereinstimmung mit der Mehrzahl, sondern verstanden als Verlangen nach einer höheren Vernunft, die das Wohl aller anstrebt. Peter ist der humanistischste Kopf unter den humoristischen Geistern.
Über Witz verfügt er dennoch grenzenlos, wie seine Karikaturen und Cartoons zeigen, die vor allem Kartografierungen des eigenen Gemütszustands sind: Eine Werkschau des Peter von Tresckow ist mehr Introspektion als Exposition. Aber im Individuellen seines Weltblicks zeigt sich eine Allgemeingültigkeit, die unzureichend beschrieben wäre, wenn man sagte, er sei seiner Zeit voraus gewesen. Vielmehr ist Peters Zeichenkunst immer schon eher auf der Verfolger- als auf der Überholspur gewesen, weil es ihn gar nicht lockt, sich von uns abzusetzen: Der Starke ist am schmächtigsten allein, Kraft erwächst aus Gemeinsamkeit. Im Tresckow’schen Schaffen werden deshalb Themen und Thesen dargeboten, deren soziale Relevanz sich ständig neu erweist – und jedes Mal dringlicher, ohne dass aber daraus bislang jene Schlüsse gezogen würden, die Peter vorgedacht hat.
Das spricht nicht gegen ihn, sondern gegen uns, die wir in seinen Mahnungen nur Ahnungen sehen wollen und in seinen Ermutigungen Zumutungen. Peter war Ökologe und Moralist, als das ökonomisch und politisch verspottet wurde, doch er beharrte auf seinen Überlegungen und Überzeugungen, und damit ist dieser Veteran der kommunikativen Kunst heute jugendnäher geworden als die zwei bis drei Generationen an Kreativen nach ihm. Und ich bin geneigt zu sagen, dass er in seinem Denken jünger ist als die Jugend selbst. In der Tat eben nicht seiner Zeit voraus, sondern einmal mehr dabei, sie einzuholen. Kein Getriebener, sondern ein Umtriebiger. Und ein Unnachgiebiger. Dabei freigiebig – in seiner Kunst. Das Meer um diese virtuelle Ausstellung wird ebenso wenig vertrocknen wie seine Kreativität.
Andreas Platthaus, Literaturchef der F.A.Z.
Peter T. von Tresckow – Umweltspots für die ARD-WDR 1985
Der S-Bahnhof Hohenzollerndamm ist eine unscheinbare über hundert Jahre alte Haltestelle an der Berliner Ringbahn. Als ich dort ausstieg, sah ich eine Wand voller kluger Zitate von berühmten Menschen, wie Einstein und Gandhi.
Mitten in dieser Sammlung sprang mir der Satz; „ Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur“ ins Auge. Es ist der einzige Spruch dort, zu dem keine Quelle genannt wird. Der Satz, von dem ich weiß, dass Peter von Tresckow ihn in den achtziger Jahren für seine Ökospots in hartem langwierigen Ringen mit sich selbst entwickelt hat, ist zum geflügelten Wort geworden. Jeder kennt ihn, aber kaum einer weiß, woher er stammt. Leider sind die Ökospots, zu denen dieser Satz als Leitmotiv gehört, in den Archiven des WDR verschwunden, und heutige Mitarbeiter ahnen nicht, wie prophetisch und seiner Zeit voraus der Sender damals war. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass die ARD und der WDR, die diese Spots Anfang der 80 er Jahre ausstrahlten, ihre gesellschaftliche Aufgabe sehr ernst genommen und schon sehr früh die Zeichen der Zeit erkannt haben, in dem sie diese Spots ermöglichten. Ich erinnere mich als damalige Redakteurin an heftige Debatten darüber im Sender. Der Tenor der Gegner der Produktion der Spots lautete, man dürfe das Umweltproblem nicht auf die Schultern des einzelnen Menschen legen, die großen Industrien sind die Verursacher, also müssen sie das Problem auch lösen. Peter von Tresckow bestreitet das nicht, aber es geht ihm um unser Bewusstsein und die große Politik.
Und er hat einiges erreicht. So wurde in den Männer -Pissoirs die Wasserverschwendung durch den Einbau von Individualspülungen eingedämmt, um nur ein Beispiel von vielen zu erreichen. Er hat auf die Nitratverseuchung der Felder aufmerksam gemacht, als die Öffentlichkeit noch kaum Kenntnis davon hatte. Einzigartig war die Produktionsweise der Spots, Peter von Tresckow hat alles selbst geschaffen: Zeichnungen, Kamera, Schnitt, Schauspiel, Stimme, alles. Es gab auch Konflikte um die Ausstrahlung, ein Spot, der die Verantwortung der Unternehmer ins Visier nimmt, sollte zuerst nicht gesendet werden. Aber der damalige Chef von Kultur und Wissenschaft, Dr. Hansjürgen Rosenbauer, setzte sich mit seiner Verteidigung der inhaltlichen Gestaltungsfreiheit durch. CNN hat auf englisch den Slogan, „Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur“ – NATURE DOESN´T NEED PEOPLE. PEOPLE NEED NATURE
– einfach übernommen und international verbreitet.
Die Ökospots waren auch in der Diskussion um den begehrten Grimmepreis, die wichtigste Auszeichnung für Fernsehprogramme in Deutschland, aber damals gab es noch keine Kategorie für diese Form.
Peter von Tresckow geht es mit seiner Arbeit um unser aller Bewusstsein.
Dass sein Satz auf der Wand in Berlin eingemeißelt steht, ist der beste Beleg dafür, dass ihm das gelungen ist, unser Denken und Handeln zu bewegen. Das kann heute keiner mehr leugnen.
Prof. Dr. Sabine Rollberg, Ehemalige Arte Deutschland Chefin (2019)
Kleine Agitationen
Das größte Problem war der Sendeplatz. Ins Programm kommen! Einen verantwortlichen Redakteur einbinden (Peter Meimeth). P.v.T. wollte keinen „Betreuer“. Er wollte sein Ding machen, ein breites Publikum erreichen. Mit allen Mitteln. In Handarbeit: Graphik, Karikatur, Trickfilm, ein bisschen Loriot. Mal subtil, häufig plakativ. Klischees, wenn sie angebracht schienen, Holzhammer und Volkshochschule. Zum Wohle von Menschheit und Natur.
Sein Slogan bekam Sprichwortcharakter. Die sprechende Tragetasche war ein Hit! In der bundesrepublikanischen Gesellschaft wuchs das Umweltbewusstsein, die „Ökospots“ halfen mit: „Social Advertizing“ in den späten 80er Jahren.
Prof. Dr. Rosenbauer, ehemals Kulturchef des WDR und späterer Intendant des ORB