Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit 2560 1705 Dr. Andreas Jaensch

Inzwischen fordert die Mehrheit der institutionellen Investoren und auch immer mehr Privatanleger nachhaltige Investmentlösungen. Auch wenn sich Nachhaltigkeit zum neuen Standard im Asset Management entwickelt sind die Ansätze der Anbieter weiterhin von einer kaum zu überblickenden Heterogenität geprägt. Die EU-Taxonomie wird ab 2021 hier zwar eine erste mehr oder minder einheitliche Richtlinie für die Definition von „Sustainable Finance“ bieten. Dennoch wird es weiterhin deutliche Unterschiede bei der Zielsetzung und damit den Ansätzen zur Integration von Nachhaltigkeit im Asset Management geben.

Hier die unterschiedlichen Abstufen einmal im Überblick:

  • Stufe 1: Ausschluss von nicht ESG-konformen Investments (Black Listing):
    Hier werden lediglich die aus Nachhaltigkeitssicht kritischsten Investments wie (kontroverse) Waffen, Alkohol, Tabak, Kinderarbeit, Pornografie etc. nach individuellen Präferenzen ausgeschlossen.
  • Stufe 2: Best-in-Class-Investments (ökologisch, sozial, in Bezug auf die Unternehmensführung)
    Dabei werden in einzelnen Bereichen, bei Aktien meist den unterschiedlichen Sektoren, nur die aus ESG-Gesichtspunkten besten Unternehmen in das Anlageuniversum mit aufgenommen. Was nicht zwingend bedeutet, dass z.B. nicht mehr in klassische Energieversorger oder Unternehmen der Öl- und Gasförderung investiert wird. Es wird dort dann eben lediglich in die aus ESG-Sicht besten Unternehmen investiert.
  • Stufe 3: Themenbasierte ESG-Investments (ökologisch oder sozial)
    Hier werden einzelne Nachhaltigkeitsthemen, wie „Einhaltung des Pariser Klimaziels/CO2-Reduzierung“, „globale Wasserversorgung“ oder das „Gesundheitswesen“ als Rahmen der Investmentlösung gewählt.
  • Stufe 4: Umfassende ESG-Integration
    Eine umfassende ESG-Integration im Portfoliomanagement vereint zum einen die Maßnahmen aus Stufe 1 und 2, blickt dabei aber darüber hinaus ganzheitlich auf die mit Nachhaltigkeitsaspekten verknüpften Risiken (Umweltrisiken, Reptutationsrisiken, Kosten in Folge schlechter Corporate Governance etc.), im besten Fall aber auch auf die Chancen, die sich aus einer nachhaltigen Unternehmensführung ergeben (Investments in führende Unternehmen beim Nachhaltigkeitsmanagement, Branchen und Unternehmen, die vom Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit profitieren, Zukunftstechnologien etc.).
  • Stufe 5: Impact Investing
    Das Impact Investing kann als „Königsdisziplin“ nachhaltiger Geldanlage bezeichnet werden und sucht über die Betrachtung von nachhaltigkeitsbedingten Chancen und Risiken hinaus eine echte Wirkung auf gesellschaftliche Veränderung und Umweltziele zu bewirken. Dabei bleibt aber weiterhin das erste Ziel der Geldanlage, das Erwirtschaften einer auskömmlichen Rendite.

Die ersten beiden genannten Stufen werden zunehmend zum Standard im Asset Management, nicht zuletzt aus Risikoerwägungen auch bei nicht explizit nachhaltig anlegenden Produktlösungen. Während die dritte Stufe eine Sonderform nachhaltiger Geldanlage darstellt, dürfte sich die vierte Stufe, die ganzheitliche Integration von ESG-Aspekten, zum nächsten Standard in der Branche entwickeln. Immer mehr Anleger fragen allerdings auch nach der tatsächlichen Wirkung der Investments. Hier stehen allerdings bislang fehlende oder sehr individuelle Messmethoden einem durchgreifenden Erfolg im Wege.

Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt, der zunehmend von den Stakeholdern in Betracht gezogen wird, ist das Engagement, also der Austausch mit und die Einflussnahme auf investierte Unternehmen mit dem Ziel eine aus Nachhaltigkeitssicht positive Entwicklung zu befördern. Dies kann medienwirksam durch Auftritte auf Hauptversammlungen und publizistische Beiträge, aber auch hinter den Kulissen durch regelmäßige Treffen mit dem Management geschehen.

Die dargestellten unterschiedlichen Formen der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Asset Management werden künftig ein zentraler Faktor im Wettbewerb der Anbieter um die Kunden sein. Hier gilt es sich entsprechend der Bedürfnisse der konkreten Zielgruppen auch im medialen Wettbewerb zu positionieren. Dabei kann ein erfahrener und kompetenter Kommunikationspartner ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg sein.

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